Daphne, Merlin, Philemon und Baucis und die Reb-Elfen...
Ich lebe und arbeite im Herzen des Kaiserstuhls. Bei meinem täglichen Gang durch die Weinberge faszinierten mich immer wieder die gespaltenen Akazienhölzer, die am Anfang und am Ende einer jeden Weinstockreihe zum Halten der Drähte in den Lößboden gerammt wurden und in Sonne, Wind und Frost vor sich hinwitterten. Lange Jahre habe ich sie einfach nur gesehen. Ich habe auch bemerkt, dass sie herausgerissen und durch Metallstäbe ersetzt wurden.
Dann aber, im heißen Sommer 2003, schwamm ich im Burkheimer Baggersee. Ein verwittertes Holz trieb auf mich zu. Ich spielte mit ihm. Ich balancierte darauf. Ich stieß es weg und zog es wieder an mich heran. Ich betrachtete es näher und da sprach es zu mir: Ich bin Daphne. Gib mir ein Gesicht! O.k. sagte ich, nichts lieber als das, nahm es auf mein Fahrrad, fuhr direkt in meine Werkstatt und modellierte einen Kopf- sehr introvertiert, geheimnisvoll, verhalten, wunderschön - einen Kopf mit viel Seele. Das machte mir echte Freude! Meine Freundin aus dem Kunst-Atelier über mir begeisterte sich ebenfalls für Daphne. Eines Tages kam sie mit einem einzigartigen Schwemmholz im Schiebedach ihres Smart angefahren „Von der Elbe für Dich“ sagte sie. O.k., bien venue! Auch sie bekam einen ausdrucksvollen Kopf. Die dritte Daphne steckte im Tomatenkübel meines Nachbarn. Sie war bereits bemalt- giftiggrün- schön- passt!
Aber dann kamen keine Hölzer von alleine mehr zu mir.
Also machte ich mich auf die Suche. Ich suchte am Rhein, an der Elzach, im Albtal, an der Doux, in den Wäldern des Kaiserstuhls, der Vogesen und im Schwarzwald. Ich ging nach jedem Unwetter, nach jeder Überschwemmung. Rien! Einfach nichts! Und dann eines Morgens, bei meinem Gang durch die Weinberge sah ich sie...die Reb-Elfen, Weingeister, Daphne, Daphnis, Philemon und Baucis, Merlin und wie sie alle heißen. Sie standen da im Nebel und warteten. Sie warteten seit fünfundvierzig Jahren auf ihr jetziges Gesicht. Voilà!